Open Air Galerie Rahmenberg

Der neue Rahmenberg

In Monschau und dem benachbarten Imgenbroich entwickelte sich im 16./17. Jahrhundert eine auf der heimischen Landwirtschaft aufbauende Wollverarbeitung allmählich über den engeren regionalen Rahmen hinaus. Vom Dreißigjährigen Krieg blieben Stadt und Umland weitgehend verschont. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts existierte ein florierendes Tuchgewerbe, nachdem ein Teil der "Grobtuchmacher" unter Verwendung hochwertiger spanischer Merinowolle zur Feintuchherstellung übergegangen war.

Der Produktionsstandort bot den Unternehmern eine Reihe von Vorzügen: Kalkfreies weiches Wasser zum Waschen und Färben stand ganzjährig zur Verfügung und trieb die Walkmühlen an. Torf aus dem Hohen Venn diente als Brennmaterial im Färbprozess und zum Trocknen gewalkter Ware.

Auch die liberale Religionspolitik der Herrschenden im 16. und 17. Jahrhundert gegenüber den überwiegend protestantischen Unternehmerfamilien und das Fehlen eines Zunftwesens sorgten für Dynamik in der wirtschaftlichen Entwicklung. Der rasante Aufschwung der Feintuchherstellung erreichte im Zeitraum von 1765 bis 1790 seinen Höhepunkt. Die repräsentativen Wohn- und Geschäftshäuser der Tuchmacher zeugen noch heute davon.

Da die Tuche bei der Produktion durch Walken verfilzten, sich verdichteten und ihre ursprüngliche Form zusammenzogen, mussten sie nach dem Herstellungsprozess in Rahmen gespannt werden und trocknen.

Um dies zu bewerkstelligen wurden die umliegenden Hänge mittels Bruchsteinmauern terrassiert. Auf diesen Terrassen wurden dann Holzrahmen aufgebaut, auf die man die Tuche zu Trocknen aufspannte.

Die ohne Mörtel hergestellten Bruchsteinmauern sind heute als Bodendenkmal unter Schutz gestellt und erinnern, wie die vielen Baudenkmäler der Altstadt, an die einstige Tuchmacherei.

Mit dem Niedergang der Tuchmacherindustrie verlor auch der  Rahmenberg an Bedeutung. Anfangs wurden die seinerzeit angelegter Terrassen als Gärten und Weideflächen für Ziegen  gepflegt. Das Holz der Bäume und Sträucher wurde als Brennmaterial genutzt.

Ab etwa 1960 verwilderte der Rahmenberg und auch die übrigen umliegenden Hänge immer stärker, obwohl der Rahmenberg als Bodendenkmal in die Denkmalliste eingetragen ist. Eine kontinuierliche Pflege wurde auch wegen unzureichender Erreichbarkeit der Terrassen eingestellt.

2017 hatte dann der Monschauer Schlossermeister die Vision, den Rahmenberg wieder freizulegen, um so die historische Bedeutung dieser Terrassen für Besucher und Bewohner sichtbar zu machen.

Er begann mit einigen Mitarbeitern in seiner Freizeit den Bewuchs zurückzuschneiden und das Gelände einzuzäunen, um dort mit  Ziegen das Dornengestrüpp zurückzudrängen. Schon sehr schnell wurde er von vielen Bewohnern, die Mitglieder unseres Vereins sind tatkräftig unterstützt.

Die private MON ev. GmbH entwickelte die Konzeption der von der öffentlichen Hand geförderten Freiraumgalerie Monschau und schlug so den Bogen zwischen der historischen Bedeutung des Rahmenbergs und zeitgenössischen Künstlern.

Am 27. Februar 2021 konnten dann auf den neu errichteten Eichenrahmen die ersten Tuche aufgefangen werden.

Durch bürgerliches Engagement ist unsere Altstadt wieder um eine Attraktion reicher geworden.

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